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Neue Veröffentlichung zur optimalen Besteuerung bei Internalitäten

Grafik Erfolgsrezept © Pixabay
Gezielte Kombination aus Steuern und Produktstandards kann das Konsumverhalten verbessern, wenn Verbraucher die Konsequenzen Ihrer Kaufentscheidung nicht vollständig abschätzen können.

In einer neuen Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift American Economic Journal: Economic Policy (VWL Handelsblatt Rating A) veröffentlicht wurde, untersuchen Dr. Michael Kramm (TU Dortmund) und Dr. Andreas Gerster (Universität Mannheim), wie die optimale Kombination aus Besteuerung und Produktstandards - zum Beispiel Mindeststandards beim Energieverbrauch - gestaltet werden sollte um Konsumenten in komplexen Entscheidungssituationen zu helfen bessere Entscheidungen zu treffen.

Eine Vielzahl von Studien belegt, dass Verbraucher oft Entscheidungen treffen, die nicht in ihrem besten Interesse liegen; sei es, indem sie die Schädlichkeit von Zigaretten oder Zucker unterschätzen, oder, indem sie schwer verständliche Produkteigenschaften wie Energieeffizienz oder versteckte Kosten bei Versicherungen missverstehen und ignorieren. Diese sogenannten Internalitäten bieten eine Rechtfertigung für Steuern oder Produktstandards, die gezielt solche Verzerrungen ansprechen.

Die nun veröffentlichte Studie zeigt, dass Konsumentscheidungen wertvolle Informationen über die individuellen Verzerrungen liefern. Diese können durch nichtlineare Steuersysteme genutzt werden, um betroffene Konsumenten gezielt anzusprechen. Die Autoren entwickeln ein Modell, das die Eigenschaften optimaler Steuersätze auf wenige Parameter reduziert, darunter die Verteilung des Konsumnutzens und der Verzerrungen. Dies ermöglicht eine flexible Gestaltung der Steuersätze nach Produktattributen (wie z.B. der Energieeffizienz) und geht somit auf die Heterogenität der Konsumenten ein. Neben Steuern schlagen die Autoren auch attributsbezogene Standards vor, wenn Verzerrungen stark negativ mit dem Konsumnutzen korrelieren – das bedeutet, wenn die Meinung des Steuergestalters und der Verbraucher sehr stark divergiert. Standards sind besonders dann nützlich, wenn Preismechanismen allein nicht ausreichen, um Verzerrungen zu korrigieren.

Die Autoren erweitern bestehende Theorien zur optimalen Besteuerung bei verhaltensbedingten Verzerrungen. Insbesondere die Verbindung von Steuern und Standards bietet Entscheidungsträgern ein wertvolles Instrument, um Wohlfahrtsgewinne zu erzielen.

Am Beispiel des Marktes für energieeffiziente Glühbirnen illustriert die Studie, wie eine optimale Besteuerung von Energieeffizienz konkret aussehen könnte. Dabei führt die Kombination aus Mindeststandards und nichtlinearen Steuern im Glühbirnenmarkt zu einer deutlichen Steigerung der Konsumentenwohlfahrt.

Gerster, A., & Kramm, M. (2024). Optimal Internality Taxation of Product Attributes. American Economic Journal: Economic Policy, 16(3), 394–419. doi.org/10.1257/pol.20220416